Donnerstag, 23. März 2017

Die Bundesmaschine

Mit dem bevorstehenden Wahlkampf ist es für das Otto-Normal-Zahnrad mal wieder an der Zeit sich seiner Rolle als Zahnrad in der Bundesmaschine bewusst zu werden. Einer Maschine, die mit ihren kleinen und großen, roten, braunen, schwarzen und weißen Zahnrädern, ihren einheimisch gefertigten und aus fremden Maschinen stammenden Zahnrädern, ihren Zahnrädern aus Plastik, Blech, Holz und in manchen Fällen aus Gold, Platin oder Diamant eine ziemlich vielfälte Maschine ist. Eine Maschine in der sich die Räder so schnell drehen, dass ihr Schwung soviel produziert, dass es auch noch für andere Maschinen reicht. Aber leider auch eine, in der ein Teil der Zahnräder eigentlich nicht mehr gebraucht wird.
Gerade unten, am Boden der Maschine, wo die Zahnräder Öfen antrieben, Teig kneteten oder Schweißgeräte antrieben, drehen die Zahnräder jetzt oft frei, gerade wenn sie älter sind, oder beim besten Willen nicht mehr an andere Plätze passen. Ihren Platz haben in vielen Fällen schon Elektromotoren eingenommen, die zufrieden summend ihr Tagwerk für etwas Strom tun. So drehen die Räder dort also frei und setzen im verzweifelten Versuch Nutzen und Wert zu finden braunen Rost an. Vielleicht auch aus Angst, dass billigere fremde Zahnräder ihren Platz einnehmen, oder dass die bunten und (noch) gebrauchten Zahnräder weiter oben in der Maschine neben ihrem Nutzen und Wert auch gleich noch über ihr Leben und Handeln bestimmen und sie am Besten auch noch ausbauen lassen, und sie in einer billigen Pappschachtel verrotten bis sie auf den Schrott kommen. Ein Schicksal, dass sie mit den fremden Zahnrädern teilen, die blutverschmiert und von Kugeln und Messern zerkratzt, in ebenso billigen Papierbooten über ein Meer geschwommen kommen um dann durch eine Wareneingangsprüfung zu gehen, die den meisten Zahnrädern nur ein schlechtes Zeugnis ausstellen kann, weil ihr Gewinde nicht passt, oder die Zahnräder anders sind, oder sie nach einer anderen Norm gefertigt oder betrieben werden. Sicherlich sind zwischen diesen Zahnrädern auch jene, die passen, oder passend gemacht werden können. Doch bleiben viele in Wareneingangslagern liegen und können froh sein, wenn sie ab und an Verwendung an einer alten Kehrmaschine finden, obwohl sie in ihrer Herkunftsmaschine ein ein treibendes Zahnrad im Verwaltungssapparat waren.
Ein Verwaltungsapparat, wie er auch in der Bundesmaschine vorhanden ist. Ein Apparat, der lenkt und steuert, was die Maschineninfrastruktur aus Achsen und Leitungen, aus Hebeln und Zahnradfräsen so treibt. Die all den Zahnrädern erlaubt sicher an ihrem Platz zu sitzen und ihrem Nutzen und Wert nachzukommen, die kontrolliert, ob aus den Abluftöffnungen nicht mehr heraus kommt als es das Betriebshandbuch erlaubt ist, und überwacht, dass kein Zahnrad in seiner Freizeit als Reichsrad an tragenden Elementen der Maschine herumschleift. Ein Apparat mit Getriebe, das einen Teil der Leistung an andere Stellen trägt, und dafür nicht immer gern gesehen ist. Insbesondere bei großen Zahnrädern aus Edelmetallen führt das dann doch immer mal zu Schlupf und Leistungsverlusten, die dann durch die kleineren Zahnräder aufgefangen werden müssen. Doch egal ob mit Schlupf oder ohne, das Betriebshandbuch der Maschine sieht vor, dass die Zahnräder auch die Maschine lenken sollen.
Da aber jedes Zahnrad an seinem Platz bleiben soll, damit die Maschine weiter laufen kann, können Ersatzzahnräder bestimmt werden. Diese sollen je nachdem ob sie linksdrehend, rechtsdrehend, schnell-, langsam-, vorwärts- oder rückwärtslaufend die Interessen der Zahnräder vertreten, die sie in die Stadt- oder Gemeindelager, an die Kreiskurbeln oder in die Pleuelsäle des Landes wählen. Dort drehen sie sich dann in Koalition oder Opposition, und versuchen möglichst jene Versprechen zu realisieren, die sie an diese Stellen gebracht haben. Böse Zungen behaupten dabei, dass der Ablauf dieser Vorgänge oft genug nur mit viel Schmiermittel vonstatten geht, und dass sich im Hintergrund noch ganz andere Interessensritzel verbergen. Daher liegt es auch an den kleinen Zahnrädern immer zu schauen, was in den Lagern, Kreiskurbeln und Pleuelsälen so passiert, damit sich nicht erst verfilze Fusseln in diesen wichtigen Maschinenteilen verfangen. Eine Aufgabe, die mindestens genauso wichtig ist, wie die Akteure dieses Regierungsapparats zu kennen.
Zum Glück werden die Zahnräder meist nicht einzeln gewählt, sondern in Baugruppen, wodurch entsprechend der technischen Daten der Baugruppe, Ziele und Handlungsweisen recht gut darstellbar sind. Da haben wir die Koalitionsbaugruppen. Einerseits die CDU, ein altes behäbiges Schwungrad, dass sich vom Schwung anderer Räder ernährt, und so den Eindruck bei den Wahlrädern erweckt ein perpetuum mobile zu sein, mit dem die Welt immer so sein wird wie das 08/15-Zahnrad es kennt. Im Moment dreht es sich um eine rautenförmige Achsöffnung, die liebevoll auch die "Mutti" genannt wird. An der gleichen Achse hängt, neben Verzahnungen mit den großen goldenen Zahnrädern an der Spitze vieler Produktionsapparate, auch das CSU-Rad, dass sich in der Regel recht lautlos mitdreht, und meistens nur dann erkennbar wirkt, wenn das nur im Süden gezahnte Zahnrad greift, und die Seehofer Bierzelt-Jukebox antreibt, die aber irgendwie immer nur braune Shellackplatten mit Volksliederaufnahmen aus den 1930ern spielt. Über die Koalitionskupplung sind die Beiden auch direkt mit der SPD verbunden. Diese setzt sich aus vielen ehemaligen Arbeitszahnrädern zusammen, die in der Zeit als die SPD-Baugruppe zusammengebaut wurde auch die Interessen der einzelnen Zahnräder im Sinn hatten. Doch leider bremst sie auch das schlechte Gewissen immer wieder ab, denn egal wie sich das ehemalige Arbeiterrad auch dreht, es kriegt die Zahnräder in den unteren Ebenen der Maschine einfach nicht dazu sich so zu drehen, wie sie es müssten. Ob da vielleicht das neueste Zahnrad besser greift? Es wird sich zeigen, denn das große alte Schwungrad steht schon bereit auch dem neuesten Rad seinen Schwung zu nehmen. Ebenso wie die Oppositionsbaugruppen. Da wäre das AfD-Konstrukt, das sich für den Weg nach oben mit einem Panzer aus braunen Zahnrädern, gewaltbereiten langen Klauen und populistischen lügenbereiten Saugnäpfen ausgestattet hat. Über all dem liegt der Deckmantel des völkischen Zusammenhalts, während die Zahnräder im Inneren schon ihre kleinen Öfen der Vereine und Stiftungen anwerfen um sich mit dem zu vergolden was sie auf dem Weg abreißen können, koste es was es wolle. Dabei deuten sie immer schreiend auf die Feinde von außen, damit die rostigen Zahnräder und Klauen sich nicht nach innen wenden. Auf der anderen Seite der Maschine werkelt das Konglomerat der Linken, von denen ein Viertel unten gegen tragende Teile der Maschine tritt, ein Viertel auf einer rosaluxemburgroten Wolke neben der Maschine schwebt und kontempliert welche Gleichschaltung der Zahnräder denn dem kommunistisch-sozialistischen Ideal entspräche und die restliche Hälfte, die sich über die andere Hälfte aufregt. Dann gibt es den Grünen-Flaschenzug, der sich über viele verschlungene Wege an Juteseilen an der Maschine nach oben zieht, dann aber auf halber Strecke stoppt um Plakate mit seinen Idealen zu entfalten. Dass dabei Teile der Maschine nach unten fallen, und von einem aus dem Nebel schallenden "Das ist nur zu eurem Besten!" begleitet auf den Boden der Tatsachen (und die weiter unten liegenden Maschinenteile) prallen, gehört dabei einfach dazu. Es geht auch das Gerücht um, dass sich irgendwo in der Bundesmaschine eine kleine gelbe Baugruppe namens FDP dreht, allerdings muss diese erst einmal wieder ihren Schwung finden, denn nachdem sie ihre Westerwelle verloren und die CDU-Schwungscheibe ihnen den letzen liberalen Schwung genommen hat, hat eigentlich kaum noch jemand von ihr gehört.

Nachdem nun die wichtigsten Baugruppen vorgestellt wurden, bleibt dem Zahnrad nur noch eines: seine Pflicht zu erkennen, immer wachsam darauf zu schauen, was die gewählten Vertreter tun, das Betriebshandbuch zu achten und am Ende jene zu wählen, die das eigene Gewissen, die eigenen Werte und Normen und die Maschine vertreten in dem es sich frei und produktiv drehen will.

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